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Roßmarktstraße 22

04177 Leipzig-Lindenau

Bildinhalt:

Geschichte

Hier wohnte bis zum Jahre 2004 der Maler und Zeichner Roland Frenzel (im Haus: 2. Etage re.).

Werkauswahl

Biografie Roland Frenzel

Zitat:
"... Der Maler Roland Frenzel, der im Jahr 2004 mit 66 Jahren verstarb, war ein Außenseiter der Leipziger Kunstszene. Seine lyrisch gestimmten, farbintensiven Bilder stehen in scharfem Kontrast zu der akademischen, inhaltlich verdichteten und oft symbolisch verschlüsselten Malerei der "Leipziger Schule". Frenzels derb-sinnlich und bisweilen regelrecht ungeschminkt vorgetragene Malweise traf wohl auch deshalb den Nerv der Zeit. Und so fand Frenzel als künstlerischer Einzelgänger und Sonderling schon zu Lebzeiten Anerkennung durch viele Sammler und Künstlerkollegen, die seine sichtbar an der "Klassischen Moderne" angelehnte Malerei als eine Bereicherung der Leipziger Kunst schätzten.

Roland Frenzel war ein Autodidakt, er hat keine Kunsthochschule besucht. Und insofern ist seine Malerei per se unakademisch. Fünfundzwanzig Jahre lang hat Frenzel als Maurer gearbeitet. Seine Wohnung mit Atelier lag im Leipziger Westen [...], wo er seine bevorzugten Motive fand. Dort entstanden in den 50er-Jahren erste zeichnerische Versuche mit Bleistift auf Papier: Landschaften, Stillleben und Porträts. Etwas später folgten erste Ölbilder, die schon zwei Wesenzüge seiner Malerei aufwiesen: ein derber, fest zupackender Zeichenduktus und eine freie, expressive Farbpalette. In dieser Zeit - um 1960 - erwachte Frenzels Interesse für das Werk Vincent van Goghs, dessen Malerei ihn wegen ihrer Unmittelbarkeit und Lebendigkeit stark in den Bann zog. Seit Mitte der 1960er Jahre erhielt Frenzels Malerei eine neue Qualität. Er arbeitete zunehmend mit Ölfarben und großflächiger. Sein erstes großes Selbstbildnis von 1970 zeigt ihn selbstbewusst, das Gesicht mit wenigen kräftigen Konturen umrissen, flächig, ohne jede Plastizität. Die Farben strahlen Frische und Lebendigkeit aus; gleichzeitig erblickt der Betrachter einen nachdenklichen Roland Frenzel, einen Suchenden, Fragenden.

Anfang der 70er Jahre beginnt die wohl fruchtbarste Phase in Frenzels künstlerischem Schaffen. Er arbeitet mit viel Schwung und großer Intensität. Uns begegnen dekorative und klar gegliederte Formen mit kontrastierenden leuchtenden Farben, die an Werke von Henri Matisse oder Max Beckmann erinnern. Mit schwungvoller Linienführung setzt Frenzel breite farbige Konturen ein, die große Farbflächen umreißen.

Endlich, 1974, nach dem Ritterschlag der erstmaligen Beteiligung an einer Leipziger Bezirkskunstausstellung, gibt Frenzel seine Arbeit als Maurer auf und widmet sich fortan nur der Malerei. Immer wieder entstehen Landschaften, Porträts, Akte und Stillleben in den vielfältigsten Variationen. Frenzels reizvolle Landschaften sind gespannt von wilder Bewegtheit bis hin zu stiller Verhaltenheit. Es gelingt ihm, extreme Farb- und Lichtstimmungen einzufangen. Er liebt es, Herbst und Winter, Dämmerung und Nacht oder glühende Hitze darzustellen - Zeiten, in denen das Licht eine besondere, flüchtige und zugleich schwer beschreibbare Qualität annimmt. Frenzels Bilder leben vom Kontrast der Farben, ihrer Helligkeit und Intensität - die Farbe wird Frenzels bestimmendes Ausdrucksmittel. Mit einem sicheren "Bauchgefühl" für Farbe entstehen bei Frenzel Kompositionen mit einem großen, aber nicht lauten, sondern eher den Dingen und ihren Zuständen angemessenen Klang.

Die Zuneigung zur Farbe, aber auch die Schlichtheit und Emotionalität, die Frenzels Arbeiten eigen sind, haben dazu geführt, dass dem Außenseiter Roland Frenzel ein Platz in der Leipziger Kunstszene eingeräumt wurde.

Der Stil der sozusagen offiziellen "Leipziger Kunst", vertreten durch das berühmte Dreigestirn Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer und Bernhard Heisig, hatte sich seit den 70er Jahren von dieser Art emotionaler Farbenmalerei bereits weit entfernt. ..."

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Genialer Außenseiter. Der Maler Roland Frenzel (1938-2004). Text von Claus Baumann in den "Leipziger Blättern", Heft 72

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Anja Himmel
Auszug aus der Rede zur Eröffnung der Ausstellung
"Roland Frenzel - Lyrischer Realismus.
Ausstellung | 27. September - 15. November 2008"
am 26. September 2008 in der
GALERIE HIMMEL
Obergraben 8
01097 Dresden
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Roland Frenzels Grab befindet sich auf dem Friedhof Lindenau, Abt. IX.2.


Bildinhalt: Die letzte Ruhestätte von Roland Frenzel (1938-2004) befindet sich auf dem Lindenauer Friedhof Merseburger Straße 148, unweit der Grabstelle des Malers und Grafikers Max Schwimmer und dessen Frau Ilske Schwimmer.
Die letzte Ruhestätte von Roland Frenzel (1938-2004) befindet sich auf dem Lindenauer Friedhof Merseburger Straße 148, unweit der Grabstelle des Malers und Grafikers Max Schwimmer und dessen Frau Ilske Schwimmer.
 

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Im April 2004 starb im Leipziger Stadtteil Lindenau der Maler und Zeichner Roland Frenzel, der viele Jahr lang hier in der Roßmarktstraße 22 lebte. Anlässlich seines 15. Todestages zeigte die Galerie Koenitz im Dittrichring 16 (zwischen Thomaskirche und "Runder Ecke" gelegen) einen Querschnitt durch das umfangreiche Werk des Leipziger Autodidakten. Neben bereits gezeigten Malereien sind auch bisher unbekannte Gemälde und Arbeiten auf Papier zu sehen.

ROLAND FRENZEL | RETROSPEKTIVE

Zur Eröffnung der Roland Frenzel gewidmeten Ausstellung "RETROSPEKTIVE" am Donnerstag, 1. August 2019, schrieb die Galerie Koenitz:

"Anlässlich seines 15. Todestages wollen wir gemeinsam mit Ihnen ein weiteres Mal an einen der ungewöhnlichsten Künstler der jüngeren Leipziger Kunstgeschichte erinnern.

Roland Frenzel, 1938 in Leipzig geboren und 2004 ebendort verstorben, galt als Enfant terrible der Leipziger Kunstszene.

Entgegen der in Leipzig etablierten Maltradition bestachen Frenzels Arbeiten durch seinen intuitiven Duktus unter Verwendung nahezu reiner Farben. Der pastos, scheinbar dahingeworfene Farbauftrag lässt erahnen, welche Energie sich im Moment des Entstehens entladen haben muss. Ähnlich der Arbeiten Vincent van Goghs, für die Frenzel seit Beginn der 1960er Jahre reges Interesse hegte, lässt sich in der freien Verwendung der Farben eine starke Emotionalität erahnen, die ihn in die Traditionslinie des Expressionismus einreihen lässt. Immer wiederkehrende Sujets führen vor Augen, was den Maler bewegte. Neben strahlenden Landschaften mit charakteristischen taubenförmigen Wolken sind es vor allem Stillleben und Portraits, die trotz oder gerade wegen ihrer Reduktion auf das Wesentliche eine außergewöhnliche, kontrastreiche Spannung und zugleich Harmonie ausstrahlen und damit das ŒOeuvre Frenzels beherrschen."

Zur Vernissage erschien erstmals ein Ausstellungskatalog.

In einem offenen Gespräch ließen Günther Huniat und Martin Koenitz die Erinnerung an Roland Frenzel wieder aufleben.

Quellen/Literatur/Weblinks:
- Martin Koenitz: Roland Frenzel 1938-2004. [Ausstellungskatalog, 93 S.], Hrsg. von der GALERIE KOENITZ, Galerie Koenitz, Leipzig 2019
- Artikel "Roland Frenzel" in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. K. G. Saur München; Leipzig 2005, Band 44 Franconi – Freyenmuth, S. 442- 443
- Renate Hartleb: Künstler in Leipzig. Berlin: Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, 1976. 15, [56] S.: überwiegend Ill. - (Welt der Kunst)
- Günter Meißner: Leipziger Künstler der Gegenwart. Leipzig 1977
- Kunst in Leipzig: Malerei, Grafik, Plastik 1949 - 1984. (Katalog) Hrsg.: Museum der Bildenden Künste Leipzig, Leipzig 1984
- Die Einübung der Aussenspur. Die andere Kultur in Leipzig 1971 - 1990. Hrsg. von Uta Grundmann ... 1. Aufl. Leipzig: Thom, 1996. 210 S.
- Die Leipziger Schule. Blick in die Sammlung. (Katalog der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig), Bände I –IV, Leipzig 2001 ff.
- Lothar Lang: Malerei und Graphik in Ostdeutschland, Berlin 2002, 293 S., hier S. 138, 140
- H. F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. München, 3. Auflage 2002
- Kürschners Handbuch der bildenden Künstler. Leipzig 2005

Artikel in Zeitungen und Zeitschriften:
- Die andere Zeitung (Leipzig): Nr. 46, 1990 (von Günter Meißner)
- Sächsisches Tageblatt (Leipzig): 29. 6. 1971 (von Volker Frank), 15. 8. 1973
- Die Weltbühne (Berlin): 29. 2. 1973 (von L. Lang)
- Leipziger Volkszeitung: 4. 3. 1974, 5./6. 1. 1991, 8. 4. 2004 (Nachruf), 21. 10. 2004
> Gert Neumann: Elf Uhr. Roman. Mit einem Vorwort von Martin Walser. 1. Aufl., Neuausg. Köln: Dumont, 1999. 429 S., S. 221f: "Für Roland Frenzel"
- www.galerie-koenitz.de


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