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Häuserliste

Georg-Schwarz-Straße 19

04177 Leipzig-Lindenau

Bildinhalt: Briefbogen der Firma Isaak Rotenberg & Co., Kornmarkt 11 in Altenburg/Thür.
Briefbogen der Firma Isaak Rotenberg & Co., Kornmarkt 11 in Altenburg/Thür.

Geschichte

1899, 1903
Verkaufsstelle des Consumverein Plagwitz und Umgebung

1908, 1910, 1912, 1918, 1920, 1922, 1923
Schuhmachermeister und Schuhwarenhandlung Albert Schneider
Hauseigentümer: Fleischermeister Robert Kriegel

1910 im Hofgebäude: Luxuspapierwaren Carl Bohn [Jacob Bohn betrieb in der Karl-Heine-Straße 110 (Liebfrauenkirche) seine Buch- und Papierhandlung "Westend".]

1923, 1924, 1925, 1926
Ida Beil, Putz- und Modewaren
Lindenau
Gundorfer Straße 19, pt. u. I. Etage

1932
Gummihaus West
Seifenhandlung Baumann
Ida Drogerie Carl Baumann

1933 bisher Gundorfer Straße 19, neu Schlageterstraße 19
Gummihaus West

1935
Konfektionsgeschäft Elsa Haupt
Buchhandlung Erna Wüchner
im Hofgebäude: Schneider Herman Rehwald

1938
Buchhandlung Erna Wüchner
Kleiderstoffe Elsa Haupt
Schneidermeister O. Schubert

1940
Buchhandlung Erna Wüchner
Sporthaus Ernst Ziegler. (Ernst Ziegler wohnt in der Albertinerstr. 96 [seit 1950 Erich-Köhn-Str.])

1934 bis 1941(!)
Hauseigentümer-Eintrag im Adressbuch:
Isaak Rotenberg aus Altenburg/Thür. (geboren am 30. Mai 1902 in Lodz/Piotrkow, damals im Königreich Polen innerhalb des Russischen Kaiserreichs; später wohnhaft in Altenburg als Geschäftsinhaber.
Laut Bauakten des Hauses gehörte es bereits ab 1932 dem jüdischen Eigentümer in Altenburg. Im Leipziger Adressbuch ist 1923, 1932, 1933 noch der Uhrmachermeister Richard Kleine aus Bernburg (Saale), vorher Rochlitzstraße 37 in Leipzig, als Hauseigentümer eingetragen.
Die Firma Isaak Rotenberg & Co. am Kornmarkt 11 in Altenburg wurde durch die Nationalsozialisten enteignet (Verfahren von 1935 bis 1941). Am 28. Oktober 1938 wurde er nach Polen abgeschoben, doch kehrte er heimlich wieder zurück. Bei seiner Inhaftierung am 10. November 1938 wurden ihm schwere Kopfverletzungen zugefügt; er wurde ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Seine Deportation erfolgte ins Ghetto Litzmannstadt (Lodz). Dort starb er offiziell am 21. September 1940 im Krankenhaus des Ghettos Litzmannstadt an Typhus und Zuckerkrankheit. Gemäß Grundbucheintrag war er immer noch Eigentümer des Hauses Schlageterstraße 19 in Leipzig-Lindenau.

1942
Sporthaus Ernst Ziegler
Es ist im Leipziger Adreßbuch kein Hauseigentümer mehr eingetragen, nur ein Verwalter aus Altenburg/Thür.

Quellen/Literatur/Weblinks:
- Leipziger Adreßbuch 1899, 1903, 1906, 1908, 1910, 1912, 1918, 1923, 1924, 1925, 1926, 1932, 1933, 1934, 1935, 1937
- Leipziger Adreßbuch mit Markkleeberg, Böhlitz-Ehrenberg, Engelsdorf, Mölkau 1938,
- Adreßbuch der Reichsmessestadt Leipzig mit Markkleeberg, Böhlitz-Ehrenberg, Engelsdorf, Mölkau 1941, 1942
- Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Akten des Amtsgerichts zu Altenburg Nr. 812, Bl. 20 (Schreiben des Oberbürgermeisters von Altenburg vom 9. Dezember 1935 an das Amtsgericht Altenburg zur „Eindeutschung“ des Firmennamens)
- Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Akten des Amtsgerichts zu Altenburg Nr. 812, Bl. 33 (Denunziationsschreiben vom 21. Dezember 1937 an das Amtsgericht Altenburg betr. Firma Isaak Rotenberg & Co.)
- Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Akten des Amtsgerichts zu Altenburg Nr. 812, Bl. 91 (Schreiben der Industrie- und Handelskammer Gera vom 15. Dezember 1938 an das Amtsgericht Altenburg zur Löschung der Firma Isaak Rothenberg & Co. aus dem Handelsregister)
- Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Akten des Amtsgerichts zu Altenburg Nr.812, Bl.123 (Antrag vom 20. Mai 1941 auf Löschung der Firma Isaak Rotenberg und Co. aus dem Firmenregister)
- "„Arisierung“" in Thüringen. Entrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933–1945. Herausgegeben von Monika Gibas. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, 2. überarbeitete Auflage 2008 (Quellen zur Geschichte Thüringens), S. 269-272, ISBN: 978-3-937967-06-6
- Eintrag Rotenberg, Isaak Isidor im Gedenkbuch "Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"
- Ingolf Strassmann: Die Juden in Altenburg: Stadt und Land: Woher kamen sie und wo sind sie geblieben. Verlag Beier & Beran, 2004, 143 Seiten
- www.alemannia-judaica.de
- www.geni.com/people/Isaak-Rotenberg
- Altenburg (Thüringen) bei www.jüdische-gemeinden.de
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Bildinhalt: Es war einmal ... der Zustand des Wohnhauses Georg-Schwarz-Straße 19 vor der Sanierung.  
© Lindenauer Stadtteilverein e.V.
Es war einmal ... der Zustand des Wohnhauses Georg-Schwarz-Straße 19 vor der Sanierung. © Lindenauer Stadtteilverein e.V.
 

Gegenwart

2012
Versteigerung/Ersteigerung der Schwarz-Straße 19

2014
Die Schwarz-Straße 19 ist seit Juli 2014 wieder bewohnt.

Kontaktstelle Wohnen
Zusammen e.V.
Georg-Schwarz-Straße 19
04177 Leipzig-Lindenau
Tel. 0341-39295610
info (at) kontaktstelle-wohnen.de
www.kontaktstelle-wohnen.de
www.zusammen-ev-leipzig.de

Allgemeine Sprechzeiten:
Di 10-12
Mi 13-15

Die Kontaktstelle Wohnen unterstützt Geflüchtete dabei, in Leipzig und im Landkreis Leipzig eigenen Wohnraum zu finden und vermittelt ehrenamtliche UmzugslotsInnen.

***

Autodidaktische Initiative e.V.
Georg-Schwarz-Straße 19
04177 Leipzig-Lindenau
Telefon: 0157 56355331
E-Mail: info at adi-leipzig.net
Tel: 0157-56355331
Internet: adi-leipzig.net
Eine Plattform für freie Bildung, Philosophie und Intervention

Lernen kann überall und auf vielerlei Wegen stattfinden - am besten dort, wo eine Atmosphäre gegenseitiger Motivation und Unterstützung herrscht und sich eine produktive Dynamik von Interesse und Wissensaneignung ergibt. Eine solche Atmosphäre soll die Autodidaktische Initiative schaffen und dadurch Selbstlernende in ihrem Vorhaben stärken.

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Haus- und Wagenrat e.V.
Ansprechpartner: Michael Stellmacher
Telefon: 0341-39 29 85 43 (bitte auch AB benutzen)
E-Mail: post@hwr-leipzig.org
Internet: www.hwr-leipzig.org

9.-15.11.2020
Schaufensterausstellung Georg-Schwarz-Str. 19: "Als unser Haus noch jüdische Eigentümer*innen hatte"

Die Hausgemeinschaft der Georg-Schwarz-Straße 19 ist darauf gestoßen, dass in den Bauakten des Hauses ab 1932/1933 ein jüdischer Eigentümer eingetragen ist: Isaak Rotenberg aus Altenburg/Thür. Geboren wurde er am 30. Mai 1902 in Lodz/Piotrkow, damals im Königreich Polen innerhalb des Russischen Kaiserreichs. Er lebte später als Geschäftsinhaber in Altenburg (1936-1938 Isaak Rotenberg & Co. OHG: Herrenkonfektion, Altenburg, Kornmarkt 11). Isaak Rotenberg wurde durch die Nationalsozialisten verfolgt, entrechtet und enteignet, schließlich ins Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Dort starb er offiziell am 21. September 1940 im Krankenhaus des Ghettos an Typhus und Zuckerkrankheit. Gemäß Grundbucheintrag war er immer noch Eigentümer des Hauses Schlageterstraße 19 in Leipzig-Lindenau. Mitbeteiligt an der offenen Handelsgesellschaft Isaak Rotenberg & Co. waren auch Paula Liebermann und Bernhard Liebermann. Auch über sie ist mehr zu erfahren.
Vom 9. November bis zum 15. November 2020 wird anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938 eine kleine Ausstellung im Schaufenster des Lindenauer Wohnhauses zu sehen sein.
Gezeigt werden biographische Informationen zum ehemaligen Hausbesitzer sowie einige Abbildungen historischer Dokumente zu dessen Wirken in Altenburg und zur Geschichte des Hauses Georg-Schwarz-Straße 19 in Leipzig-Lindenau.
Ein Teil der Erkenntnisse wurde bereits auf der Homepage des Lindenauer Stadtteilvereins veröffentlicht. Die detaillierten Informationen und Materialien zur Biographie des ehemaligen Eigentümers sind vor allem Christian Repkewitz aus Altenburg zu verdanken, der sich ausführlich mit der Geschichte des jüdischen Lebens in Altenburg/Thür., wo Isaak Rotenberg wohnte und arbeitete, beschäftigt hat.
Mit der kleinen Schaufensterausstellung in der Georg-Schwarz-Straße 19 soll zu einer lebendigen Gedenk- und Erinnerungskultur an die nationalsozialistischen Verbrechen und deren Opfer beigetragen werden. Im kommenden Jahr soll die Ausstellung noch erweitert werden; Anregungen und Rückmeldungen sind erwünscht. Ziel ist eine Gedenktafel o. ä. am Haus, die dauerhaft an den ehemaligen jüdischen Eigentümer und dessen "Schicksal" erinnert.

Im Gedenkbuch "Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" sind von den in Altenburg geborenen oder längere Zeit am Ort wohnhaften Mitgliedern der Familie Rotenberg verzeichnet:
Betty Rotenberg geb. Kloss (geb. 1885),
Ella Rotenberg geb. Ruchewitzky (geb. 1891),
Samuel Rotenberg (geb. 1898),
Isaak Isidor Rotenberg (geb. 1902),
Hinda Rotenberg geb. Perla (geb. 1897) & Josef Rotenberg (geb. 1900) und ihre Kinder:
Ruth Rotenberg (geb. 1925),
Luzie Rotenberg (geb. 1926),
Esther Rotenberg (geb. 1927),
Sonja Rotenberg (geb. 1930),
Edith Rotenberg (geb. 1931).
Zur Erinnerung an einige der umgekommenen Personen wurden in den vergangenen Jahren "Stolpersteine" in Altenburg verlegt.

Quellen/Literatur/Weblinks:
- Christian Repkewitz: Verblasste Spuren - Lebens- und Leidenswege jüdischer Einwohner der Stadt Altenburg von 1869 bis 1945. Altenburg 2014, 288 Seiten, ISBN: 978-3-00-047607-5
- weitere Forschungsergebnisse von Christian Repkewitz
- Einträge, Literaturangaben und Archivalien zur Geschichte des Hauses Georg-Schwarz-Straße 19
- Geschichte des jüdischen Lebens in Altenburg/Thür.
- biographische Informationen bei Geni.com
- Einträge zu Isaak Rotenberg und seinen ermordeten Familienangehörigen im Gedenkbuch "Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"
- Altenburg (Thüringen) bei www.jüdische-gemeinden.de
- Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus 2008
> Jüdisches Leben in Lindenau Annäherung an eine jüdische Geschichte des Leipziger Stadtteils Lindenau
> Liste der Stolpersteine in Altenburg


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