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100 Jahre Radio in Deutschland - Kunstraum D21 verwandelt sich in Radiostation

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Vom 12. November bis 22. Dezember läuft im D21 Kunstraum die Ausstellung Anybody out there?! 100 Jahre Radio in Deutschland. Mittelpunkt der Ausstellung ist ein eigenes Radioprogramm, das im Kunstraum produziert und über die eigene Website bzw. kooperierende Radiosender gesendet wird. Außerdem besteht die Möglichkeit, von außen, durch die Schaufenster des Kunstraums, die Produktion der Sendungen zu verfolgen.
Die erste deutsche Testsendung via Radio wurde am 22. Dezember 1920 von Königs Wusterhausen aus ausgestrahlt, drei Jahre vor dem Beginn des offiziellen Radioprogramms. Das bietet den Anlass 2020 über "„100 Jahre Radio“" nachzudenken. Das Medium Radio steht für das Senden von einem Punkt zu vielen Empfängern und den intensiven Kontakt mit der Öffentlichkeit. Schon lange vor den heutigen Mobilfunk eröffnet sich mit dem Radio ein akustischer Raum der Gleichzeitigkeit und der Ortsunabhängigkeit: Anybody out there?

Das partizipative Ausstrahlungs- und Ausstellungsprojekt widmet sich den Transformationen und Potentialen des immateriellen Sendens und Empfangens: Welchen akustischen und sozialen Raum öffnet das Radio? Welche Arten von Gemeinschaft erlaubt das Radio – im Apparat, vor dem Apparat? Wo und wann findet Radio(hören) statt – wer nutzt es wofür und warum? Welche zeitgenössischen und zukünftigen Formen des Radios erwarten uns?

Das mehrteilige Projekt mit bestehend aus einem live aus dem D21 gesendeten Radioprogramm, einer Klangkunst-Sendung auf Deutschlandfunk Kultur, einer daraus entwickelten Live Performance, einer öffentlichen Intervention der GERÄUSCHKULISSE auf dem Lindenauer Markt sowie einer Ausstellung, die von außen in den Schaufenstern des D21 Kunstraum zu sehen ist (evtl. Öffnungszeiten für Dezember werden online bekannt gegeben).

Der D21 Kunstraum verwandelt sich während der pandemiebedingten Schließung zum Sende- und Hörraum aus dem das vielstimmige Radioprogramm von Soundkünstler:innen, Radiokollektiven und Studierenden der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ausgestrahlt wird (u. a. auf den UKW-Frequenzen von Radio Blau und Radio Corax, auf Stationen aus dem internationalen Radiokunst-Netzwerk radia.fm sowie auf dem Stream unter d21-leipzig.de).

Das von Frederike Moormann und Ralf Wendt kuratierte Live-Radioprogramm aus dem D21 hat einen Test-, Experimentier- und Laborcharakter, der sich mit den Möglichkeiten des Mediums Radio als Jetztzeit-Medium auseinandersetzt und erlaubt dieses radikal infrage stellen zu können: unsere Vorstellungen von Radio-Stimme und -Sprache, von Information, Unterhaltung, Zugang und Beteiligung, von Programmgestaltung und von Zeit, von Wahrheit und vom Hören. Und warum moderiert da eigentlich immer irgendjemand?

Während der Live-Sendungen wird der D21 Kunstraum zum Raum der Kommunikation: Wie auf einer Bühne kann die laufende Produktion der Sendungen durch die Schaufenster verfolgt werden. Eine gesonderte Präsentation stellt die Klangkunst-Sendung One to Many vor, die am 18. Dezember 2020 (ab 0.05 Uhr) auf Deutschlandfunk Kultur Premiere hat. Die Sendung One to Many lässt die seinerzeit nicht aufgezeichnete "“erste deutsche Radiosendung”" von 1920 als künstlerisches Reeanactment aufleben.

Mit den Mitteln der Klangkunst kommen beide Seiten zur Sprache: die Sendenden und ebenso die Empfangenden. Im Livestream ist One to Many bereits zuvor als ‘Preview’ zu hören. In der Schaubühne Lindenfels findet am 22. Dezember 2020, genau 100 Jahre später, eine performative Live-Aufführung dieser Klangkunst-Sendung mit einer immer neu erzählten Geschichte der "“ersten Sendung”" statt.

Regional spezifische Beiträge widmen sich dem Leipziger Piratensender Sender Freies Paunsdorf, aus DDR-Zeiten (circa 1964-1974) und dem durch die Sowjetische Militäradministration gegründeten Stadtfunk, der die Bevölkerung über Lautsprecher ab 1945 mit offiziellen Verlautbarungen aus dem Leipziger Rathaus versorgte und erst 1998 endgültig eingestellt wurde.

Mit einer Intervention im öffentlichen Raum lädt das Leipziger Kollektiv GERÄUSCHKULISSE zur Partizipation ein. Über die gesamte Laufzeit der Ausstellung steht jeweils Fr-So von 15-19 Uhr ein überdimensioniertes Radiomodell auf dem Lindenauer Markt. Das Objekt Radio Activity überträgt das Radio-Live-Programm. Passanten können mit dem "“sperrigen Empfangsgerät”" durch ihre Bewegungen interagieren oder werden zu ihren persönlichen Radioerfahrungen befragt. Ausschnitte aus diesem radiophonen Spiel werden wieder in den D21-Sender zurückübertragen.
Einen Überblick zum Gesamtprojekt sowie den künstlerischen und theoretischen Hintergründen bietet das Begleitbuch.

Ausführliche Informationen zu einzelnen Veranstaltungen und Programmhöhepunkten gibt es auf d21-leipzig.de.

Künstler:innen Jasmina Al-Qaisi, Sven Bergelt, Anna Bromley, Maximilian Glass, Maria Karpushina, Alexander Körner, Tina Klatte, Felix Kubin, Benjamin Kunath, Sylvia Rohr, Claire Serres, Hannah Sieben, Richard v. d. Schulenburg, Matteo Spanó, Abir Tawakalna, Sarah Washington,Ralf Wendt; die Kollektive Radio Cashmere/DIY Church, Liquid Penguin Ensemble und Geräuschkulisse sowie Studierende und Alumnis des Experimentellen Radios der Bauhaus-Universität Weimar (u.a. Rafel Jové, Christina Baron, Sylvia Rohr, Severin Schenkel, Mara May) und Studierende der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (u .a. mit Antonia Bannwarth, Lennard Becker, Alicia Franzke, Tatjana Lentini, Tianxu Liu, Adrian Lück, Merlin Meister, Theresa Münnich, Leni Pohl, Jan-Luca Ott, Soubhi Shami, Stefania Smolkina)

Autor:innen One to Many Frederike Moormann, Angelika Waniek, Paul Hauptmeier und Martin Recker, Max Schneider und Dieter Daniels

Interdisziplinäres Projektteam Frederike Moormann, Angelika Waniek, Constanze Müller und Dieter Daniels

Kooperationspartner:innen Deutschlandfunk Kultur, Schaubühne Lindenfels, Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen, Museum für Kommunikation Berlin, Experimentelles Radio der Bauhaus-Universität Weimar, Radio Blau (Leipzig), Radio Corax (Halle)

Das Projekt wird unterstützt vom Support-Büro der HGB Leipzig. Die HGB Leipzig sowie die im Rahmen der Hochschultätigkeit umgesetzten Maßnahmen werden mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

www.d21-leipzig.de


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