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Kein Wochenmarkt vor der Nathanaelkirche - aber Lindenau geht nicht unter ...

Bildinhalt: Ergebnis auch noch nach 8 Wochen am Cottaweg: weniger Käufer als Verkäufer
Ergebnis auch noch nach 8 Wochen am Cottaweg: weniger Käufer als Verkäufer
 

Kommentar zur Stadtratssitzung, bei der über den Antrag des Stadtbezirksbeirates Alt-West, den Lindenauer Wochenmarkt bis zum August vor der Nathanaelkirche abzuhalten, debattiert und abgestimmt wurde

Mittwoch, 21. April 2021 gegen 17:30 Uhr, Ratsversammlung per Videokonferenz. Der Oberbürgermeister ruft den öffentlichen Tagesordnungspunkt "Ersatz für den Wochenmarkt am Lindenauer Markt" auf. Zur Debatte steht der den Leser*innen dieser Seiten hinlänglich bekannte Antrag des Stadtbezirksbeirates Alt-West, während der Bauarbeiten auf dem Lindenauer Markt Händler*innen und Kund*innen eine Ausweichfläche in der Mitte Lindenaus anzubieten: vor der Nathanaelkirche. Unterstützt wird dieser Antrag von den Bündnisgrünen sowie den Linken mit den hier bekannten Sachargumenten. Die CDU zieht ihren Änderungsantrag für zwei Standorte (Nathanaelkirche und die Nordseite der Kuhturmstraße) zurück, und votiert dafür, während der Bauarbeiten am Cottaweg zu bleiben. Dem schließt sich die Fraktion der Freibeuter mit dem Argument an, der Antrag trage nur dem Ansinnen weniger Bürger*innen Rechnung ("Klientelpolitik"). Die SPD kritisiert die Verkehrsbehörde, weil sie den Standort Nathanaelkirche nicht grundsätzlich ablehnt und beendet die 25minütige Debatte mit einer gezielten Polemik: "Wenn der Markt vorübergehend gar nicht stattfände, würde Lindenau nicht untergehen!" Damit wird die Mehrheitsmeinung bei der Stadtratssitzung wohl auf den Punkt gebracht: Bei zwei Enthaltungen stimmen 31 Stadträt*innen für und 35 gegen den Antrag, den Lindenauer Wochenmarkt bis zum August vor der Nathanaelkirche abzuhalten.

Eine Abstimmungsniederlage im demokratischen Verfahren, die zu respektieren ist - auch für uns als Stadtteilverein, der sich nach Kräften für den Antrag des Stadtbezirksbeirates eingesetzt hat.

Polemik, lehrt uns der Duden, ist ein scharfer persönlicher Angriff ohne sachliche Argumente. Zu ihr greift, wer in der Sache nicht überzeugen kann. Festzuhalten bleibt: Der Platz vor der Nathanaelkirche erfüllt alle Kriterien, die das Marktamt für eine Ausweichfläche aufgestellt hatte; lediglich einige Autoparkplätze im öffentlichen Raum wären an zwei Werktagen zu sperren. Klar: Lindenau würde auch nicht untergehen, wenn der Wochenmarkt ganz abgesagt wird, oder wenn der überdimensionierte Supermarkt mit den Parkplätzen auf dem Dach schließen würde. Aber vielen Lindenauer*innen ist es nicht (mehr) egal, wie das öffentliche Leben in ihrem Stadtteil gestaltet wird, sie hinterfragen Entscheidungen der Verwaltung und nutzen mit dem Stadtbezirksbeirat das Angebot zu lokaler Demokratie. Insofern ist es als Fortschritt zu werten, dass die Entscheidung des Marktamtes für das Interim Kleinmessegelände von vielen Lindenauer*innen nicht einfach hingenommen wurde, sondern erst nach einer langen Auseinandersetzung und nur mit einer knappen Mehrheit im Stadtrat gegen die Akteure vor Ort durchgesetzt werden konnte.

Ob polemische Keulen auch künftig gegen gute Argumente in der Sache helfen?

(Bd, 23/4/21)


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