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Eine Abstimmung mit den Füßen: Verlegung des Wochenmarktes an den Cottaweg wird nicht angenommen!
- Sonst dicht umlagert, am Cottaweg deprimierende Leere: Stände und Verkäuferin warten auf Kundschaft
ein Kommentar vom Freitag 5. März 2021 aus dem Lindenauer Stadtteilverein e.V. nach dem Besuch des VER-legten Wochenmarktes am Cottaweg, obwohl ausreichend Platz vor der Nathanaelkirche ist
Eine Abstimmung mit den Füßen:
Verlegung des Lindenauer Wochenmarktes an den Cottaweg wird nicht angenommen!
Es war zu befürchten. Deprimierende Leere beim freitäglichen Wochenmarkt auf dem „Festplatz am Cottaweg“. Dorthin hat das Marktamt - gegen das ausdrückliche Votum des Stadtbezirksbeirates Alt-West - in dieser Woche den traditionellen Frischemarkt abgedrängt, weil der Lindenauer Markt zwischen März und August nicht zur Verfügung steht. Konnten am ersten Markttag (Mittwoch, 3. März) gegen 11 Uhr noch etwa 15 Käufer*innen an den 14 Marktständen am Cottaweg gezählt werden, hatten sich heute (Freitag zur selben Zeit) gerade noch 5 Personen auf den weiten Weg gemacht. Zum Vergleich: Um die gleiche Zeit haben am letzten Markttag auf dem Lindenauer Markt ca. 40 Käufer*innen eingekauft.
Drei Händler*innen hatten schon vorher das Handtuch geworfen, die verbliebenen 11 Verkäufer*innen warteten heute vergeblich auf ihre Stamm- oder andere Kundschaft. Zwei von ihnen hatten sich - die Beschäftigungslosigkeit voraussehend - Boulekugeln mitgebracht; dass die Ausweichfläche im Gegensatz zum gepflasterten Lindenauer Markt für diesen Kugelsport einen geeigneten Untergrund bietet, wollte das Marktamt beim Werben für diesen Ausweichstandort wohl für sich behalten …
Der Oberbürgermeister hatte in einer Medieninformation der Stadt Leipzig vom 23. Februar 2021 mitgeteilt, der Marktamtsleiter sei “optimistisch, dass die Stammkundschaft der Händler und Besucher dem Markt auch in dieser schwierigen Zeit die Treue halten werden.” Die Realität zeigt, dass dies angesichts der Lage des „Festplatzes am Cottaweg“ weit außerhalb des Lindenauer Wohn- und Geschäftsviertels reiner Zweckoptimismus war, um die aus der Sicht des Marktamtes “einzig machbare Lösung” nach Gutsherrenart durchzusetzen. Die Alternative vor der Nathanaelkirche - immerhin einstimmig vorgeschlagen von dem für diesen Stadtteil zuständigen parlamentarischen Gremium! - ist nicht sachgerecht geprüft worden: Auf der vom Lindenauer Stadtteilverein vorgesehenen Fläche ist ausreichend Platz, Strom mit der notwenigen Absicherung kann in unmittelbarer Nähe problemlos abgegriffen werden, die Rietschelstraße mit Baufeld und als Baustellenzufahrt wird nicht tangiert und die notwendigen Parkflächen sowie die Umleitungen an zwei Werktagen sind geringstfügige Eingriffe in den Verkehr. Ohne sachliche Notwendigkeit wird so den Händlern, hinter denen eine schwierige Jahreszeit unter Corona-Bedingungen liegt, die Chance genommen, in den umsatzstärksten Monaten die Einbußen wieder zu kompensieren.
Der schon nach zwei Markttagen sichtbare Scherbenhaufen, der durch die Verlegung an den Cottaweg entstanden ist, bedeutet nicht nur einen Rückschlag für einen lebendigen Wochenmarkt, der sich in den letzten Jahren überaus erfolgreich gegen einen überdimensionierten Konkurrenten in unmittelbarer Nachbarschaft behaupten konnte. Es ist auch Vertrauen verspielt worden. Die Verwaltung hat nicht zu erkennen gegeben, dass sie im Rahmen lokaler Demokratie bürgerschaftlichem Engagement auf Augenhöhe begegnen will. Nur die Ratsversammlung kann den ohne Not entstandenen Schaden am 23./24. März 2021 noch reparieren; dazu braucht es eine Mehrheit der Stadträt*innen, die für die Vorlage des Stadtbezirksbeirates mit der vom Stadtteilverein präzisierten Marktfläche stimmen.
(Bd, 5/3/21)