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Film: Leipzigs Traum vom Meer - Der große Kanal

Bildinhalt: Carl Heine, Bildnis aus der Zeitschrift Die Gartenlaube, 1864, Heft 44
Carl Heine, Bildnis aus der Zeitschrift Die Gartenlaube, 1864, Heft 44
 

Er war vergiftet, vermüllt - vergessen. Er stank. An seinen Ufern ragten bröckelnde Industriehallen und zerfallene Gründerzeithäuser empor. Dabei war er einst der große Kanal, der Leipzig mit Hamburg, der Nordsee und dem boomenden Überseehandel verbinden sollte; eine mutige Vision des Leipziger Rechtsanwalts Carl Heine. Im 19. Jahrhundert meinte der Industriepionier Heine, die wasserreiche Stadt an Elster, Pleiße und Parthe müsste zwingend einen Meereszugang haben. Das Unternehmen scheiterte. Der große Kanal blieb unvollendet, mehrmals sollte er zugeschüttet werden, Stadtplaner plädierten für eine Schnellstraße auf seinem Verlauf. Doch auch diese Idee scheiterte lange an den Wasserrechten der maroden Industriebetriebe zu beiden Seiten des Ufers. Diese fürchteten, ihre giftigen Abwässer nicht mehr in den großen Kanal ableiten zu können. Und schließlich nahm der Kanal auch noch das Schmutzwasser des zweitgrößten Plattenbaugebietes der DDR, aus Leipzig-Grünau, auf. Aus dem Auge, aus dem Sinn. 1989 war der große Kanal - und damit die Vision der Industriepioniere um Carl Heine - quasi verschwunden. Was blieb, war eine düstere Kloake im noch düstereren Westen Leipzigs, das damals anmutete wie die Filmkulisse eines vernebelten, verregneten Edgar-Wallace-Krimis: Leipzig als Untoter, entstiegen einer längst vergessenen Zeit. Doch dann kommen Retter der verdreckten Leipziger Wasserwege - und Bundesministerin Angela Merkel kümmert sich und Millionen DM fließen nach Leipzig.
Sie stoßen damals etwas an, was heute, rückblickend, 30 Jahre später, wie eine Revolution in der Revolution anmutet: die Wiederbelebung der Leipziger Wasserwege und vor allem - des großen Kanals, des Karl-Heine-Kanals. Ihnen spielt die Tragödie der alten Industrie im Leipziger Westen in die Hände, die binnen zweier Jahre einfach zusammenbrach. Dass der Karl-Heine-Kanal heute das Herz prosperierender Stadtviertel werden würde, ahnte damals niemand.
Der Film "Leipzigs Traum vom Meer - Der große Kanal" in der MDR-Fernsehfilmreihe "Der Osten - Entdecke wo Du lebst" zeigt die Unter- und Überwasserwelt des großen Kanals mit Schiffsführern, Tauchern und Naturliebhabern. Sie tauchen im wahrsten Sinne des Wortes ein: in die Geschichte des Kanalprojekts - ein Symbol für die beiden Geburten Leipzigs als boomende Großstadt, zum ersten Mal im 19. Jahrhundert und dann wieder am Ende des 20. Jahrhunderts.
Quelle: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK, Leipzig, 2020
> MDR-Fernsehen, Sonntag 30.5.2021, 15.30 - 16.15 Uhr
als Video verfügbar bis zum 10.9.2021.
Lesetipp:
"Karl-Heine-Kanal. Leipzigs langer Weg zum Meer", herausgegeben vom Lindenauer Stadtteilverein e. V. in Leipzig-Lindenau, 2008. 48 Seiten, Autoren: Wolfgang Böge, Uwe Köhler, Rainer Müller, Björn Teichmann, Christina Weiß; Gestaltung: Carsten Wittig; Druck: Thomasdruck, Leipzig-Lindenau; (Lindenauer Geschichte(n), Heft 2) > erhältlich z. B. in der Buchhandlung SeitenBlick (5 Euro) d-nb.info
Trailer (1 min):
Leipzigs Traum vom Meer - Der große Kanal www.mdr.de/entdecke/video-443980.html
Film (45 min):
von Dirk Schneider im MDR-Fernsehen: Leipzigs Traum vom Meer - Der große Kanal. https://www.mdr.de/video/mdr-videos/d/video-445046.html
Historischer Stadtplan (Größe 63 x 40 cm):
> ein Nachdruck der Karte "Plan über die Bau-Areale des Dr. Heine in den Vororten von Leipzig: Plagwitz, Lindenau und Neuschleußig gelegen" von 1885 nach dem Exemplar von Karl Heines Urenkelin Henriette Rossner. Lindenauer Stadtteilverein e.V., Leipzig-Lindenau 2008 (8 Euro, alle Fabrikareale in Lindenau, Plagwitz und Schleußig von 1885 sind beschriftet) - ein MUSS für alle Lindenau-Fans und Geschichtsfreunde des Leipziger Westens - immer ein tolles Geschenk!


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