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Uhlandstraße 8

04177 Leipzig-Lindenau

Bildinhalt: Eckhaus Uhlandstr. 8, William-Zipperer-Str. 52
Eckhaus Uhlandstr. 8, William-Zipperer-Str. 52

Jüdisches Leben in der Uhlandstraße 8

Dora Kohs und Sohn Michael Kohs

Dora Fischel wurde am 3.10.1901 in Bendzin (Będzin ) geboren. Sie gehört zu der weitverzweigten und über hundert Verwandte zählenden Großfamilie Kohs-Fischel (zwei Stolpersteine vor der Endersstraße 3). Im Jahre 1926 heiratete sie Josef Kohs und lebte seitdem in Leipzig. Am 29.10. 1927 wurde ihr Sohn Heinz Dieter, genannt Heini, geboren.

Josefs Schwester Selly (Salomea) wohnte mit ihrer Familie bereits in der Uhlandstraße 2b (später 8). Da die Miete für die 8-Zimmer-Wohnung zu hoch war, zogen Dora und Josef Kohs im April 1933 mit in die große Wohnung und beteiligten sich an der Miete. Josef arbeitete als Buchhalter in dem von seinen Schwagern 1932 gegründeten Herrenkonfektionsgeschäft Fischel & Co in der damaligen Schlageterstraße 7 (bis 1933 Gundorfer Straße 7, seit August 1945 Georg-Schwarz-Straße 7). Mitte der 1930er Jahre ging er einer eigenen Geschäftsidee nach, die ihn und seine Familie kurzzeitig nach Polen führte. Da aber die geplante Seifenfabrik in Będzin, wo die Familie seiner Frau Dora herkam, nicht von Erfolg gekrönt war, kehrte die Familie Kohs wieder nach Leipzig zurück. Hier kam dann ihr zweiter Sohn, Michael, am 22.Mai 1936 zur Welt.

Aufgrund ihrer polnischen Staatsangehörigkeit wurde die junge Familie wie viele andere polnische Juden am 28. Oktober 1938 nach Beuthen deportiert und dann mit Waffengewalt über die Grenze gejagt.

Josef Kohs schreibt in seinen Nachkriegsaufzeichnungen:

"Es war am 28. Oktober 1938, an einem Freitag, als ich schon 6 Uhr früh ein starkes Klopfen an meiner Tür vernahm. Ich öffnete die Tür und blickte auf zwei Polizisten, die mir mit Taschenlampen ins Gesicht leuchteten... Wir seien ausgewiesen. Unser Zug stehe schon bereit."

Die Familie verschlägt es mit den Eltern Kohs zu Verwandten nach Dabrowa bei Tarnow. Zwei Monate nach dem Massenmord an den Juden von Tarnow im Mai 1942 wurde in Dabrowa ein Ghetto errichtet, das jedoch nicht lange existierte.

Josef Kohs:

"Am 24.-25. Juli 1942 wurde die 2. Aktion durchgeführt, der der größte Teil der Juden zum Opfer fiel. Mehrere Hundert Juden wurden auf den Friedhof gebracht und erschossen. Der Rest kam in die Gaskammern von Belzec. [...] Die gesamte Familie ist bei der 2. Aktion entweder sofort erschossen oder zur Vergasung nach Belzec gebracht worden."

Dort wurden Dora Kohs (40 Jahre) und ihr Sohn Michael (6 Jahre) ermordet.

Josef Kohs und sein fünfzehnjähriger Sohn Heini entgingen den Massakern und überlebten das Grauen in den Arbeitslagern Mielec und Wieliczka sowie im KZ Flossenbürg in Bayern.

Quellen/Literatur/Weblinks:
- Dr. Uta Larkey: Eine Familiengeschichte – Polnische Juden in Leipzig (unveröffentlicht)
- Leipziger Adreß-Buch 1934
- www.stolpersteine-leipzig.de/index.php?id=308
> Endersstraße 3
> Georg-Schwarz-Straße 7

Bildinhalt: Stolpersteine für Dora Kohs und ihren Sohn Michael Kohs
Stolpersteine für Dora Kohs und ihren Sohn Michael Kohs
 


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