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Häuserliste

Merseburger Straße 94

04177 Leipzig-Lindenau

Bildinhalt: Fassadengestaltung an der Merseburger Straße 94
Fassadengestaltung an der Merseburger Straße 94

Zur Geschichte dieses Eckhauses Merseburger Straße 94, das zugleich auch die Nr. 1 der heutigen Georg-Schwarz-Straße ist

Namen der Georg-Schwarz-Straße:
Leutzscher Weg (bis 1877)
Leutzscher Straße (1877-1886)
Gundorfer Straße (1886-1933)
Schlageterstraße (1933-1945)
Gundorfer Straße (wieder vom 19. Mai 1945 bis zum 31. Juli 1945)
Georg-Schwarz-Straße (seit 1.8.1945)

März 1897
Bauvoranfrage

25. August 1897
Die Ausführung des "beabsichtigten Neubaues eines Vorderwohngebäudes" auf dem "Grundstücke an der Ecke der Merseburger und Gundorfer Straße" (No. 763 Abth. A des Brandversicherungs-Catasters für Leipzig-Lindenau) wird genehmigt. (=Baugenehmigung)
Bauherr war der Architekt Carl Friedrich Fischer, Wettiner Straße 21 [jetzt: Erich-Köhn-Straße].

7. April 1898
Der Rohbau ist vollendet.

Oktober 1898
zu den ersten Mietern gehören u.a.
Hermann Fischer, Kaufmann/Reisender
Dr. med. Gustav Rosenthal, pract. Arzt
Theodor Held, Kaufmann
Carl Löwe/Loewe, Kaufmann/Hauptbuchhalter
Louis Großer, Bäckermeister
Dr. phil. Georg Höckner, Mathematiker bei der Leipziger Lebensversicherungsgesellschaft
Theodor Pätzold, Lehrer/Sprachheillehrer
Paul Lindner, Kaufmann

1900, 1902
im Erdgeschoss/parterre: Emma Anna Lilienthal, verwitwet, Kleiderhändlerin

6. Mai 1918
Das Grundstück Merseburger Straße 94, Gundorfer Straße 1 (Flurstück 490, Ortslisten-Nr. 463 Abt. A für Leipzig-Lindenau), ist durch Vererbung in das Eigentum der Bertha Marie Friederike verw. Fischer, geb. Etzold, wohnhaft in Leipzig-Lindenau, Gundorfer Str. 3, übergegangen. Vorbesitzer war Karl Friedrich Fischer.

September 1927
Eigentümer des Grundstückes Gundorfer Straße 1 in Leipzig W 33 ist Herr Walter Schmidt.

Seiteneingang an der Georg-Schwarz-Straße 1:
der damalige Kellerbäcker bzw. Stufenbäcker
1907: Bäckermeister Louis Großer

Hier, in der Merseburger Straße 94 in Leipzig-Lindenau lebte der Sprachheillehrer Theodor Pätzoldt. Er war Mitglied des Allgemeinen Deutschen Vereins für Schulgesundheitspflege.

Quellen/Literatur/Weblinks:
- "Gesunde Jugend: Zeitschrift für Gesundheitspflege in Schule und Haus" Organ des Deutschen Vereins für Schulgesundheitspflege. Leipzig und Berlin, Druck und Verlag von B. G. Teubner 1902

Jüdisches Leben in Lindenau
In diesem Eckgebäude Merseburger Straße 94 lebte und arbeitete der Arzt Dr. Gustav Rosenthal, seine Frau Sophie Rosenthal, geb. Baer, war wohl eine Tochter oder [wahrscheinlicher] Schwester des Schuhwarenhändlers Isidor Baer (der um 1916 hier im Haus in der zweiten Etage wohnte und auch ein Geschäft in Lindenau hatte: im Eckgebäude Holteistraße 28 part.) und die Familie war mit Albert Held (dem Inhaber des Kaufhaus Held in Lindenau) gut befreundet. Dr. Gustav Rosenthal konnte wohl 1939 noch emigrieren. Gustav Rosenthal wurde (am 26.6.?) 1872 in Burgdorf bei Hannover geboren und ist am 5.6.1944 in Rio gestorben. Im Deutschen Reichsanzeiger vom 21.09.1942 ist die nachträgliche Aberkennung des akademischen Grades von Gustav Rosenthal, geb. am 25.07.1872 in Burgdorf, durch die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig veröffentlicht. In Rio konnte der Todestag von Sophie Rosenthal bisher nicht gefunden werden.
mehr: Jüdisches Leben in Lindenau

Einträge aus dem Leipziger Adressbuch 1949:
Oswald Böttcher Musik Merseburger Straße 94
Gerhard Carl Bauingenieur Merseburger Straße 94
Franziska Gäbler Herrenartikel Merseburger Str. 94
Hans Herrmann Zahnarzt Merseburger Straße 94
Ernst Kober RepHilfe Merseburger Straße 94 parterre
Wolfgang Lässig Facharzt Merseburger Straße 94
Otto Philipp Kaufmann Merseburger Straße 94
Bruno Raapke Oberingenieur Merseburger Str. 94
Franz Reichenbach Werkzeugschlosser Merseburger Straße 94
Walter Schmidt Kaufmann Merseburger Straße 94
Max Titzsch Packer Merseburger Straße 94

1995
Eiskonditorei Heidemarie Meinel

1997
Gaststätte

2008
"Hugo" - Gaststätte mit gemütlicher Galerie
täglich geöffnet

später:
"StrafBar"

2018
Mit-mach-Projekte im Leipziger Westen stellten sich vor
Hier vorm Haus Merseburger Straße 94, Ecke Georg-Schwarz-Straße 1, begann am Samstag, 24.2.2018 ab 14:00 Uhr ein Stadtgang durch Lindenau und Plagwitz mit vielen Hinweisen auf interessante, hilfreiche, wertvolle, engagierte Projekte, Initiativen und Läden. Einige davon stellten sich selbst vor.
Dieser Stadtrundgang war ein Ergebnis der Seminarreihe "Gemeinsam lernen im Quartier" der Stiftung "Ecken wecken".
Seit Mai 2018 gehört das Haus der "Solidarischen Wohnungsgenossenschaft" / SoWo Leipzig eG.

2020
Am 10. November wurde - als krönender Abschluss der Fassadensanierung - der Nachbau der historischen Dachlaterne auf dem Erker montiert.
Seit Dezember 2020 ist das Haus wieder dauerhaft bewohnt.

Wenn sie mehr zur Geschichte dieses Wohnhauses wissen, bitten wir um Hinweise an
lindenauerstadtteilverein@gmx.de

Quellen/Literatur/Weblinks:
- Bauakte im Bauakten-Archiv
- Adressbuch der Stadt Leipzig 1899, 1900, 1901, 1902, 1916, 1949
- Sammlung Lindenauer Stadtteilverein e. V.
- Deutscher Reichsanzeiger betr. Dr. Gustav Rosenthal
- Häuser der SoWo Leipzig eG
- https://gseins.noblogs.org/
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Bildinhalt: Straßenansicht vor der Sanierung
Straßenansicht vor der Sanierung
 

Hier vorm Haus Merseburger Straße 94, Ecke Georg-Schwarz-Straße 1 beginnt die Stadtführung: Lindenau - rechts und links der Georg-Schwarz-Straße
An der Georg-Schwarz-Straße lässt sich auch heute noch wie an kaum einer anderen Magistrale das Leben im einstigen Arbeiterviertel Lindenau nachvollziehen. Die soziale Not im Leipziger Westen führte zur Gründung des Diakonissenkrankenhauses, war aber auch Ausgangspunkt der Leipziger "Hungerkrawalle" von 1916, die hier in der damaligen Gundorfer Straße ihren Anfang nahmen. Jugendstilgebäude, traditionsreiche Geschäfte, Gaststätten und mehrere Kinos wie die Central-Lichtspiele oder der Film-Palast zeugen von beliebten Treffpunkten auf dem einstigen "Broadway" in Lindenau. Und mit der unangepassten Jugendmeute "Reeperbahn" verweigerten sich in den 1930er Jahren zahlreiche junge Menschen aus Lindenau dem nationalsozialistischen Regime. Auch in der DDR wurden die Georg-Schwarz-Straße und ihre Nebenstraßen zur Heimstatt rebellierender, nach Freiheit strebender Künstler und Bürgerrechtler. Hier lebten z. B. Mike Dietel, Siegmar Faust, Thomas Gerlach, Heidemarie Härtl, Wolfgang Hilbig, Manfred Krug, Gert Neumann, Gesine Oltmanns und Kathrin Walther.

Kontakt für Privatführungen durch Leipzig-Lindenau:
am Wunschtag, jederzeit, z. B. zwischen Kaffeetrinken und Abendbrot: Stadtführungen durchs schöne Lindenau.
Näheres über
Rainer Müller
Roßmarktstraße 30
Tel.: 0341 - 480 72 07
E-Mail: rainer.mueller (ät;-) gmx.net

> www.lindenauerstadtteilverein.de/heimatkunde/stadtteilfuehrungen.htm
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